Zurzeit werten wir unsere Erfahrungen mit Fachgruppen aus, die wir via Messenger befeuern. Wir reiten auf der Welle der Messengerisierung des Internets… Konkret und aktuell geht es um die Gruppe Beratung. Unser Modell ist rasch dargestellt:
- Thematischer Schwerpunkt ist (offen) definiert, hier Psychosoziale Beratung: Literaturhinweise, Diskussion von Fachtexten und Kongressberichten oder Weiterbildungen, methodische Inputs, Fragen aus der eigenen Beratungspraxis
- angepeilte Gruppengrösse: 10 bis 20 Personen
- Definition einer „Laufzeit“, hier 6 Monate; Verlängerungsmöglichkeit
- vereinbarte Auswertung nach 6 Monaten
- Die selben Publikationsrechte für alle (siehe Gruppenfunktion von Signal Messenger).
- Verwendung des Signal Messengers, unter anderem, weil er „metadatenarm“ arbeitet, hohen Datenschutzstandards genügt, für (fast) alle Plattformen verfügbar ist (inkl. Desktop-Versionen), werbefrei und kostenlos funktioniert.
- Einmal findet ein Face-To-Face-Treffen statt, zu dem alle eingeladen sind.
Kontext: Fach-Community, lose Verbindung, kein direkter Bezug zu einer Organisation (auch nicht zu Hochschule oder Verband). Ein Testlauf, der an die Hochschule gekoppelt war, hat sich nicht bewährt.
Quantitativ: Wir haben mit 21 Personen begonnen, nach 6 Monaten waren noch 19 dabei (zwei Personen sind aufgrund der zeitlichen Belastung ausgestiegen). 1733 Posts wurden eingebracht. Jede Person hat im Durchschnitt rund 14 Posts pro Monat beigesteuert.
Qualitativ: Vor allem die Diskussion von Fachliteratur stand im Vordergrund. Beim Grossteil der Posts ging es um Literaturtipps und die Diskussion von aktuellen Texten. Es wurde kontrovers diskutiert. Auch methodische Fragen spielten bei den Debatten eine wichtige Rolle. Beispielsweise ging es um die Grenzen der Lösungsfokussierung und um die Bedeutung psychodynamischer Beratungsmodelle. Fragen aus der eigenen Beratungspraxis wurden nur vereinzelt eingebracht. In diesem Sinne fehlte das intervisorischer Moment.
Erste Ergebnisse: Es zeigte sich, dass sich der thematische Schwerpunkt erst im konkreten Gruppengeschehen herausbildete. Dass es ein gemeinsames Startdatum gab, hat sich bewährt. Bei einer Fortsetzung und einer Öffnung für neue Mitglieder ist mit gruppenzyklischen Effekten zu rechnen, „Altbewährte“ treffen auf Einsteigerinnen und Einsteiger usw. Uneinigkeit besteht bei der generellen Bewertung dieses Nischenmodells. Für die einen war die Geschlossenheit der Gruppe Grundvoraussetzung für die Teilnahme, die anderen sehen das Nischenmodell als vertane Chance, sich in einen breiteren Fachdiskurs einzubringen.
Mein Vorschlag, für die mögliche Fortsetzung eine Mastodon-Instanz zu nutzen, fand in dieser Gruppe wenig Anklang. Persönlich blicke ich auf ein gelungenes Pilotprojekt zurück. Ich habe viel gelernt.