Input von Reto Eugster: Barcamp des SVW (Verband für Weiterbildung), 23.6.2022, Herisau (Alte Stuhlfabrik)

„Es ist zu spät“ – oder anders formuliert, die Weiterbildungsanbieter in der Schweiz sind unter Zugzwang geraten. Erstmal ist das nicht mehr als eine provozierende Aussage… Im Folgenden fasse ich meinen Input in wenigen, notizartigen Sätzen zusammen. Es geht um die Frage, wie sich der Weiterbildungsmarkt verändert. („Weiterbildungsmarkt“: In der Schweiz gibt es das so genannte Weiterbildungsgesetz, welches „Marktverhältnisse“ anstrebt. Doch das wäre ein anderes Thema.)

  • Der Weiterbildungsmarkt war bislang stark angebotsgetrieben. Nun aber drängen sich neue Bedarfslagen in den Vordergrund, es zeichnet sich ein Wechsel hin zur Bedarfsorientierung ab. Geschuldet ist dieser Trend weitgehenden Veränderungen, die unter dem Label der „Digitalisierung“ zusammengefasst werden.
  • Die Konfrontation mit der Forderung nach „lebenslangem Lernen“ wird oft als Verurteilung zu lebenslänglichem Lernen erlebt. Die Frage ist, wie „lebenslang“ Lerninteressen geweckt werden können. Ein Schlüsselmoment wird sein, Formen des interessenorientierten Lernens zu forcieren.
  • „Lernsettings“ sind das eine. Doch stärker als bisher geht es um die Frage, wie Lernanlässe, die sich alltäglich ereignen, genutzt werden können, und zwar im Hinblick auf „Weiterbildung“.
  • Nicht mehr ein konsistenter Wissenskorpus steht im Mittelpunkt des Interesses, sondern die Vermittlung von Problemlösungskompetenz. Dies hat damit zu tun, dass die Dynamik der „Digitalisierung“ Konsistenz riskant erscheinen lässt. Im Zuge dessen wird das Risiko der Verzweckung von Bildung real.
  • Die technologischen Veränderungen ermöglichen es, Lernräume auszudehnen bzw. zu delokalisieren. Das neue Leitmotive lautet: „Raus aus den Schulräumen“. „Wo immer du bist, lerne vor Ort.
  • Symmetrische Kompetenzprofile – voneinander Lernen, nicht „nur“ von einer Lehrperson. Dies ist nicht als lernmethodisches Postulat zu verstehen, sondern als Reaktion auf berufliche Anforderungen, welche Lehr-/Lernrollen vermischen.
  • Lernen arrangieren, jenseits des Anspruchs auf blosse Wissensvermittlung. Lernkonzepte gehen davon aus, dass Lernen stets ein Selbstlernen ist, welches an anzuregen, zu ermöglichen gilt. Oft thematisiert ist, dass sich im Zuge dessen die Rolle(n) der Lehrpersonen verändern.
  • Der Weiterbildungsmarkt differenziert sich (jedenfalls in der Schweiz) vor allem über das Wie des Lernens und weniger über das Was, weniger über die Themen.

Dies mein Input, notizartig zusammengefasst.