Übernommen aus dem FHS Info: Am 15.9. findet die 7. Ostschweizer Gemeindetagung 2017 statt. In seinem Einführungsreferat beschäftigt sich Reto Eugster mit den Folgen der Digitalisierung für die Kommunalpolitik. Im Vorfeld der Tagung richtete Petra Eggenberger drei Fragen an den Wissenschaftler und Leiter des Weiterbildungszentrums FHS St.Gallen. Reto Eugster leitete während 17 Jahren das Masterstudium Social Informatics.

Die Digitalisierung schreitet gradlinig voran. Pessimisten sind aufgeschreckt, Optimisten euphorisiert. Wer hat recht?
Weder die einen noch die anderen. Aber methodisch ist es sinnvoll, optimistisch zu sein. Entwicklungen verlaufen nie strikt in eine Richtung, sondern als Trend und Gegentrend: Fast Food fördert Slow Food, der Trend zur digitalen Uhr steigerte den Wert der mechanischen. Der durchschnittliche Facebook-Nutzer hat 342 „Freunde“. Doch das Verlangen nach den drei „besten Freunden“ wächst.

Was hat sich mit der Digitalisierung für die Gemeinden verändert?
Stellen wir uns die Landsgemeinde vor. Dort können wir erleben, was (Ver-)Sammlung ist. Inzwischen hat das Fernsehen eine Publikumsöffentlichkeit geschaffen. Debatten werden stellvertretend geführt, wie in der SRF-Arena. Im Zuge der sozialen Medien ist die Beteiligungsöffentlichkeit angesagt. Bürgerinnen und Bürger können auf Augenhöhe mit politischen Akteuren in Kontakt treten. Doch was meint direkt? Sinnbild dessen ist der Bürger, der den amerikanischen Präsidenten via Twitter zur Rede stellt und eine Antwort erhält, eine unfreundliche übrigens.

Welche Chancen und Risiken ergeben sich für Gemeinden?
Nichts weniger als eine verbesserte Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung in der Kommunalpolitik wird erwartet. Teilweise gelingt dies, das zeigen Studien. Aber es gibt gute Gründe zur Skepsis. Denken wir daran, dass die Interessen der Plattformen im Spiel sind, dass soziale Medien von den verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterschiedlich genutzt werden. An der Gemeindetagung werde ich darauf eingehen. Wer mehr wissen will: Unser Lehrgang Digital Public Services startet im Herbst.