Ich sage voraus, dass sich das Internet bald zu einer Supernova aufbläht und 1996 katastrophal kollabieren wird.
Kategorie: Debatte
Eric Schmidt
Das Internet wird verschwinden. Es wird so selbstverständlich, dass es sich unserer Wahrnehmung entzieht.
Praxis-Safari
Mit der Praxis-Safari haben wir ein experimentelles Lernarrangement geschaffen, das Teil des Masterprogramms Psychosoziale Beratung ist. Zurzeit läuft in St. Gallen und Lochau/Bregenz die Pilotphase.
Weiterlesen „Praxis-Safari“Digitales Portfolio
Nun, ich habe mein Digitales Portfolio aktualisiert und eine neue Darstellungsform gewählt. Dieser liegt eine persönliche Interpretation von Trello zugrunde…
Soziale Arbeit 4.0?
Die Bodenseetagung 2018 in St. Gallen widmete sich dem Thema Soziale Arbeit 4.0. Inwieweit ist die Entwicklung Sozialer Arbeit durch die „Digitalisierung“ geprägt und bestimmt?
Im Rahmen der Tagung fanden Fachgespräche mit den Referentinnen und Referenten der Tagung statt. Hier das Gespräch mit Reto Eugster, leicht gekürzt.
Weiterlesen „Soziale Arbeit 4.0?“Blended Counseling
Digitale Beratung in der Sozialen Arbeit ist das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift ZESO. Die Redaktorin Ingrid Hess hat mit mir ein Gespräch geführt, das nun publiziert ist.
Aus dem Gespräch:
„Die Vorstellungen von Dienstleistung und Beratung verändern sich durch die Branchen hindurch. Dabei sind für die Soziale Arbeit drei Treiber bestimmend: Erstens werden Mikro-Support-Systeme, kleine Hilfen, die z. B. via Social Media möglich werden, Formen der Sozialen Hilfe erweitern und verändern, teilweise ersetzen. Zweitens werden künstlich intelligente Assistenzsysteme bei der Leistungserbringung ihren Platz bekommen. Und drittens sind diese Entwicklungen nur in der Koppelung an Mobile First möglich. Alles, was in den Alltag diffundieren soll, muss von der Hosentasche aus möglich sein.“ (Reto Eugster, Seite 24)
Soziale „Netzwerke sind attraktiv, weil sie die alltagsnahe Erschliessung von Ressourcen ermöglichen. Niederschwellig und beiläufig kommt es zum Ressourcentransfer. Soziale Netzwerke sind Mikro-Support-Systeme. Betroffene sind miteinander in Verbindung – und oft ist die Gewissheit dieser Verbundenheit ausreichend hilfreich.“ (Reto Eugster, Seite 25)
Langsam und laut lesen
365 Tage. Jeden Tag ein Blogbeitrag. Mit dem Mut zum „Medienbruch“ hat Stefan Ribler daraus ein Buch komponiert. Mein Buchbeitrag: „Langsam und laut lesen“ (PDF).
„Was wird von uns übrig bleiben, wenn wir eines (vielleicht nicht mehr fernen) Tages vergangen sein werden? Ich weiss es. Es wird ein einziger Satz sein, den jemand – ein guter Freund, ein guter Feind oder (wenn wir Pech haben) ein unbekanntes Niemandsgesicht – für uns ausgesprochen haben wird. Irgendwann, irgendwo. Scheinbar aus dem Nichts zieht ein Satz auf, so unerwartet wie überraschend, ein Satz, der uns kurz mit sich fortträgt (oder auch nicht). Einen Wimpernschlag lang unterscheidet sich ein einziger Satz vom Unterstrom des alltäglichen Sprachsingsangs, um sich schliesslich wie von selbst aufzulösen. Was von uns übrig bleiben wird, ist ein Ereignis, ist dieses kurze Satzereignis.“
Unaufhaltsame Messengerisierung?

Basil Höneisen, Redakteur beim Hochschulmagazin SUBSTANZ (FHS St.Gallen), Nils Ruckstuhl, Chefarzt in Flawil, und ich im Gespräch: Entstanden ist ein Beitrag von Basil Höneisen in der aktuellen Ausgabe.
„Eine Woche Ferien, 400 ungelesene E-Mails. Was früher noch undenkbar schien, ist heute bei vielen Alltag. Dabei betreffen die meisten Mails interne Angelegenheiten. Dieser Problematik begegnet die IT mit Messengern. Reto Eugster, ehemaliger Leiter des Weiterbildungszentrums, sieht in der Chat-Kommunikation Potenzial für ganze Branchen – neue Geschäftsideen wollen geweckt werden.“ Weiter lesen…
PDF-Gesamtausgabe des Hochschulmagazins SUBSTANZ (Wechsel zur Webseite der FHS St.Gallen)
Foto: Printscreen Signal Messenger, www.signal.org
Totengebete und Facebook-Likes?
Sterben und Tod: Im Zuge veränderter Mediennutzung wandeln sich auch Formen des Trauerns. Prof. Dr. Reto Eugster im Gespräch mit Claudia Deuber über die Medialisierung des Trauerns.
Was ist typisch für die Art, wie heute mit Sterben und Tod umgegangen wird?
Der Umgang mit Sterben und Tod unterliegt dem gesellschaftlichen Wandel. Während die Vorstellungen von Sterben und Tod vom frühen Mittelalter bis hinein ins 18. Jahrhundert weitgehend religiös „gezähmt“ waren, erleben wir heute ihre Psychisierung und Ästhetisierung. Der Tod ist nichts mehr, was uns „schicksalhaft“ ereilt, dem wir uns ergeben, sondern ist eine Zumutung, die der medialen Skandalisierung bedarf.
Was ist mit Psychisierung und Ästhetisierung gemeint?
In einer stark individualisierten Gesellschaft sind Sterben und Tod Angelegenheiten des Einzelnen. Nun droht der Umgang mit der Angst vor dem Tod zum psychischen Problem zu werden, das im Zweifel psychopharmakologisch behandelt wird. Anderseits ist der Tod in seinen medialen Inszenierungen allgegenwärtig. Ob im TV-Krimi, in der Tagesschau, bei stark frequentierten YouTube-Sequenzen oder in historischen Dokumentationen usw.: Es geht um die Klischierung und Mythisierung von Sterben und Tod. Wir sprechen zusammenfassend von der Ästhetisierung des Todes.
Kommunikation in Teams gestalten
Beat Bühlmann ist Europa-Chef von Evernote mit Sitz in Zürich. In verschiedenen Beiträgen, unter anderem in einem Interview mit Thomas Mangold, hat er sein Modell des „Triple Overloads“ dargestellt. Wer sich für die Gestaltung von Teamarbeit interessiert, trifft auf inspirierende Gedanken. Zusammengefasst, spricht der Evernote-Manager Bühlmann vom (1) Daten- und (2) Kommunikations-Overload sowie vom (3) kognitiven Overload. So geht es bei den drei Overloads beispielsweise um die Zeit, die wir mit der Suche nach der „richtigen“ Information verwenden, um die Expansion von Meetings oder um die regelmässigen Unterbrechungen in Arbeitsprozessen, welche unser kognitives Leistungspotenzial schmälern. Bühlmann empfiehlt Teams einen Communication Code of Conduct (eine Regelung der Kommunikation), um die Zusammenarbeit zu optimieren.
Im Ansatz haben wir bei unseren Projekten solche Regeln in unsere Teamarbeit eingeführt und damit gute Erfahrungen gesammelt. Beispielsweise: Welche Informationstyp wird über Mails erwartet, welcher über Messenger usw. Auch haben wir festgelegt, welche Gestalt Mail-Titel haben sollen und dass im ersten Mail-Abschnitt klar werden muss, welche Aktion erwartet wird.
Doch Bühlmann bietet mehr. Seine Handlungsmaximen sind in einer theoretischen Konzeption verankert, die auf empirischen Aussagen beruht. Das gibt Orientierung.
Bühlmanns Modell ist auf verschiedenen „Kanälen“ nachvollziehbar dargestellt, beispielsweise im Podcast von Thomas oder im aktuell publizierten Artikel bei Businessinsider.
Messenger-Gruppe als soziale Nische?
Zurzeit werten wir unsere Erfahrungen mit Fachgruppen aus, die wir via Messenger befeuern. Wir reiten auf der Welle der Messengerisierung des Internets… Konkret und aktuell geht es um die Gruppe Beratung. Unser Modell ist rasch dargestellt:
- Thematischer Schwerpunkt ist (offen) definiert, hier Psychosoziale Beratung: Literaturhinweise, Diskussion von Fachtexten und Kongressberichten oder Weiterbildungen, methodische Inputs, Fragen aus der eigenen Beratungspraxis
- angepeilte Gruppengrösse: 10 bis 20 Personen
- Definition einer „Laufzeit“, hier 6 Monate; Verlängerungsmöglichkeit
- vereinbarte Auswertung nach 6 Monaten
- Die selben Publikationsrechte für alle (siehe Gruppenfunktion von Signal Messenger).
- Verwendung des Signal Messengers, unter anderem, weil er „metadatenarm“ arbeitet, hohen Datenschutzstandards genügt, für (fast) alle Plattformen verfügbar ist (inkl. Desktop-Versionen), werbefrei und kostenlos funktioniert.
- Einmal findet ein Face-To-Face-Treffen statt, zu dem alle eingeladen sind.
Kontext: Fach-Community, lose Verbindung, kein direkter Bezug zu einer Organisation (auch nicht zu Hochschule oder Verband). Ein Testlauf, der an die Hochschule gekoppelt war, hat sich nicht bewährt.
Quantitativ: Wir haben mit 21 Personen begonnen, nach 6 Monaten waren noch 19 dabei (zwei Personen sind aufgrund der zeitlichen Belastung ausgestiegen). 1733 Posts wurden eingebracht. Jede Person hat im Durchschnitt rund 14 Posts pro Monat beigesteuert.
Qualitativ: Vor allem die Diskussion von Fachliteratur stand im Vordergrund. Beim Grossteil der Posts ging es um Literaturtipps und die Diskussion von aktuellen Texten. Es wurde kontrovers diskutiert. Auch methodische Fragen spielten bei den Debatten eine wichtige Rolle. Beispielsweise ging es um die Grenzen der Lösungsfokussierung und um die Bedeutung psychodynamischer Beratungsmodelle. Fragen aus der eigenen Beratungspraxis wurden nur vereinzelt eingebracht. In diesem Sinne fehlte das intervisorischer Moment.
Erste Ergebnisse: Es zeigte sich, dass sich der thematische Schwerpunkt erst im konkreten Gruppengeschehen herausbildete. Dass es ein gemeinsames Startdatum gab, hat sich bewährt. Bei einer Fortsetzung und einer Öffnung für neue Mitglieder ist mit gruppenzyklischen Effekten zu rechnen, „Altbewährte“ treffen auf Einsteigerinnen und Einsteiger usw. Uneinigkeit besteht bei der generellen Bewertung dieses Nischenmodells. Für die einen war die Geschlossenheit der Gruppe Grundvoraussetzung für die Teilnahme, die anderen sehen das Nischenmodell als vertane Chance, sich in einen breiteren Fachdiskurs einzubringen.
Mein Vorschlag, für die mögliche Fortsetzung eine Mastodon-Instanz zu nutzen, fand in dieser Gruppe wenig Anklang. Persönlich blicke ich auf ein gelungenes Pilotprojekt zurück. Ich habe viel gelernt.
Das Blog-Genre
Seit einigen Wochen beschäftige ich mich wieder mit Weblogs, die thematisch im Umfeld des Wissenschaftsbetriebs (bzw. von Hochschulen) angesiedelt sind. Anlass dafür ist ein Artikel, den ich für ein WordPress-Magazin verfassen kann. In einem Artikel von 2001 versuchte ich bereits „das Wesen“ des Blog-Genres zu ergründen. Nun, inzwischen hat sich einiges an meiner Einschätzung verändert. Im Folgenden mein aktueller Versuch zur Vermessung dieses Genres.
Foto: Vor 14 Jahren, unser Blog Sozialinformatik, typische Blog-Struktur, zum „Weblog des Jahres 2003“ gewählt (blogg.de)
Blogs lassen sich in vier Dimensionen beschreiben: sachlich, sozial, zeitlich und technisch.
Sachlich gesehen, ist ein Weblog ein Journal, das aus verweisungsintensiven (Kommentare, Links, Trackback, Pingback usw.), notizartigen Aufzeichnungen besteht. Diese Beiträge beziehen ihren Charme aus dem Vorläufigen, Provisorischen, Unfertigen, das ihnen anhaftet. Die Weblogs der 90er Jahre wurden als „Online-Tagebücher“ bezeichnet. Heute werden Weblogs auch und vor allem als Instrument genutzt, um das Prozesshafte von Werkprozessen darzustellen, etwa in Software-Entwicklung, Architektur, Kunst, Wissenschaft usw.
Sozial gesehen, ist das Weblog nicht als Publikationsplattformen bemerkenswert, sondern als Community-Generator. Das Blog schafft sich sein Publikum, und zwar in Form einer persönlichen Öffentlichkeit. Die „soziale Nische“ ist der „natürliche“ Lebensraum des Blogs. Als charakteristisches Merkmal nennt Wikipedia die „Individualisierung der Kommunikation„. Das Blog ist als Deutungsraum von der Person des Bloggers her organisiert. Diese Aussage gilt meines Erachtens auch bei Gruppen-Weblogs. In ihren sozialen Praktiken validiert die Community Vertrauenswürdigkeit und Vertrauensfähigkeit der Freundesfreunde und sichert in diesem Prozess die Erweiterbarkeit des Netzwerks. Die Kommentare sind das Back-End der Community. Die Resonanz auf Blog-Beiträge kommt entweder direkt im Blog oder mittlerweile vermehrt im damit verknüpften Social-Media-Horizont zustande.
Zeitlich: Die Beiträge sind (umgekehrt) chronologisch gegliedert. Dieses Gliederungsprinzip ist geeignet, Prozesshaftes zu betonen (Stichworte: Werkprozesse, Projekte usw.).
Technisch gesehen sind Weblogs einfache Publishing-Systeme, mittlerweile werden sie für unterschiedliche Arten von Webpräsenz genutzt (auch für Personal Websites, journalistisches Publizieren usw.). WordPress bietet sowohl einen Hosting-Service an (wordpress.com), wie auch die OpenSource-Software (wordpress.org). WordPress geht auf Matt Muellenweg zurück und ist mittlerweile zum Quasi-Standard geworden.
Blog-Beispiele
Hypotheses, http://bloghaus.hypotheses.org/
NamicsBlog, https://blog.namics.com/
DHdBlog, Christof Schöch, http://dhd-blog.org/?p=4611
Scil-Blog, https://www.scil-blog.ch/
Beat Döbeli, http://blog.doebe.li/Blog/
Mampels Welt, https://mampel.wordpress.com
Antville, einer der ersten Hoster für Blogs, https://antville.org/