Seit einigen Wochen beschäftige ich mich wieder mit Weblogs, die thematisch im Umfeld des Wissenschaftsbetriebs (bzw. von Hochschulen) angesiedelt sind. Anlass dafür ist ein Artikel, den ich für ein WordPress-Magazin verfassen kann. In einem Artikel von 2001 versuchte ich bereits „das Wesen“ des Blog-Genres zu ergründen. Nun, inzwischen hat sich einiges an meiner Einschätzung verändert. Im Folgenden mein aktueller Versuch zur Vermessung dieses Genres.
Foto: Vor 14 Jahren, unser Blog Sozialinformatik, typische Blog-Struktur, zum „Weblog des Jahres 2003“ gewählt (blogg.de)
Blogs lassen sich in vier Dimensionen beschreiben: sachlich, sozial, zeitlich und technisch.
Sachlich gesehen, ist ein Weblog ein Journal, das aus verweisungsintensiven (Kommentare, Links, Trackback, Pingback usw.), notizartigen Aufzeichnungen besteht. Diese Beiträge beziehen ihren Charme aus dem Vorläufigen, Provisorischen, Unfertigen, das ihnen anhaftet. Die Weblogs der 90er Jahre wurden als „Online-Tagebücher“ bezeichnet. Heute werden Weblogs auch und vor allem als Instrument genutzt, um das Prozesshafte von Werkprozessen darzustellen, etwa in Software-Entwicklung, Architektur, Kunst, Wissenschaft usw.
Sozial gesehen, ist das Weblog nicht als Publikationsplattformen bemerkenswert, sondern als Community-Generator. Das Blog schafft sich sein Publikum, und zwar in Form einer persönlichen Öffentlichkeit. Die „soziale Nische“ ist der „natürliche“ Lebensraum des Blogs. Als charakteristisches Merkmal nennt Wikipedia die „Individualisierung der Kommunikation„. Das Blog ist als Deutungsraum von der Person des Bloggers her organisiert. Diese Aussage gilt meines Erachtens auch bei Gruppen-Weblogs. In ihren sozialen Praktiken validiert die Community Vertrauenswürdigkeit und Vertrauensfähigkeit der Freundesfreunde und sichert in diesem Prozess die Erweiterbarkeit des Netzwerks. Die Kommentare sind das Back-End der Community. Die Resonanz auf Blog-Beiträge kommt entweder direkt im Blog oder mittlerweile vermehrt im damit verknüpften Social-Media-Horizont zustande.
Zeitlich: Die Beiträge sind (umgekehrt) chronologisch gegliedert. Dieses Gliederungsprinzip ist geeignet, Prozesshaftes zu betonen (Stichworte: Werkprozesse, Projekte usw.).
Technisch gesehen sind Weblogs einfache Publishing-Systeme, mittlerweile werden sie für unterschiedliche Arten von Webpräsenz genutzt (auch für Personal Websites, journalistisches Publizieren usw.). WordPress bietet sowohl einen Hosting-Service an (wordpress.com), wie auch die OpenSource-Software (wordpress.org). WordPress geht auf Matt Muellenweg zurück und ist mittlerweile zum Quasi-Standard geworden.
Blog-Beispiele
Hypotheses, http://bloghaus.hypotheses.org/
NamicsBlog, https://blog.namics.com/
DHdBlog, Christof Schöch, http://dhd-blog.org/?p=4611
Scil-Blog, https://www.scil-blog.ch/
Beat Döbeli, http://blog.doebe.li/Blog/
Mampels Welt, https://mampel.wordpress.com
Antville, einer der ersten Hoster für Blogs, https://antville.org/