Nieselregen und meine Finger glitschen über das Phone, warten auf dich am verdreckten Bahnhof, bizarre Angebote am Strassenrand, Olivenöl über fette Fritten, zweites Schultheiss für dich, verzeih mir diesen Winter und dass ich es nicht besser kann, zusammen ins Glück hinein verelenden, „hast du Feuer?“, poröse Versprechen, unbedarfte Umarmungen, heute für immer, so unkaputtbar werden wir nie wieder sein. Deine Haut, so sanft: komm, Sternschnuppe Berlin
Serie Kurztexte „Berlin“, B-Werkstatt: Text Reto Eugster („Vorinstanz“)
„Die Häuser, die sie bewohnen, sind sauber wie sie selber, die Strassen, die sie bauen, sind ein bisschen holperig, genau wie sie selber, und das elektrische Licht, das ihre Dorfstrassen Abends beleuchtet, ist praktisch, wiederum exakt wie sie selber.“ (Der Gehülfe)
Heute, am arbeitsfreien Tag, Besuch bei Robert Walser, Friedhof Herisau, Appenzellerland: Walser hat in dieser Gegend lange Spaziergänge unternommen. Beim Spaziergang am Weihnachtstag 1956, allein unterwegs, ist er infolge eines Herzschlages zusammengebrochen und gestorben, begraben im Schnee.
Ausgereichnet im Schnee. Viele seiner Texte sind dem Schneien gewidmet. Und seine Werk Der Spaziergang ist meines Erachtens ein Monument moderner Literatur, auch wenn sich ein solcher Begriff bei Walser fürs Erste verbietet, dem Verkleinerungskünstler. Ob seiner Sprache verschlägt es mir die Sprache…
1933 wurde Robert Walser gegen seinen Willen in die „Heilanstalt“ Herisau, in die Psychiatrie, eingewiesen und beendete seine literarische Tätigkeit. Er lebte 23 Jahre in der Klinik Herisau, zuvor rund vier Jahre in der Klink Waldau in Bern.
Projekt Schieflage. Aussenhin ist idyllisch schön, klein niedlich, vertraut bindend. Aussenhin ist Sonntagsspaziergang. Aber die Aussenseite hat eine Innenseite. Diese kann wunderbar erschreckend, düster wie Glück und abgründig wie rauschendes Leben sein.
“Die Häuser, die sie bewohnen, sind sauber wie sie selber, die Strassen, die sie bauen, sind ein bisschen holperig, genau wie sie selber, und das elektrische Licht, das ihre Dorfstrassen Abends beleuchtet, ist praktisch, wiederum exakt wie sie selber.” (Der Gehülfe, Robert Walser)
Frau Düsenflor hat ihre Meinung. Nur, diese kann niemanden interessieren. Damit muss sie zurecht kommen. Ohnehin verlieren alle Worte ihre Kontur, nicht nur die Worte, die zu Frau Düsenflors Meinung führen, sobald die U-Bahn vorbei trommelt. Zumutung einer Stadt. Was Klang und Namen hat, biegt sich im Drei-Minuten-Takt zur Stadt hin. Frau Düsenflors wundersame Einsamkeit, der Stadt geschuldet.
Alle schlechten Eigenschaften entwickeln sich in der Familie. Das fängt mit Mord an und geht über Betrug und Trunksucht bis zum Rauchen.
1899 geboren, 1980 gestorben: 53 Spielfilme, prägte das Genre des Thrillers, als Regisseur und Drehbuchautor unverwechselbare „Handschrift“, Kombination aus „hinterhältigem“ Humor und Spannung. „Er ist dem Autorenfilm zuzurechnen.“ (Wikipedia, 16.4.2023)
Gainsbourg beeinflussste als Chansonnier, Komponist und Schauspieler weit über Paris und Frankreich hinaus die Kulturszene seiner Zeit. Er hat sich immer wieder Skandale gegönnt. Am 2. März 1991, vor 33 Jahren, ist er in Paris gestorben
Das 1967 aufgenommene Lied Je t’aime … moi non plus mit Jane Birkin hat es auf den Index von Radiosendern geschafft. Im Lied wird gestöhnt, ach ja, gestöhnt, und der Kleinbürger mag das Stöhnen nur in Hinterzimmern hören.
„Für den Rest meiner Tage werde ich zwischen Dingen, die sich gegenseitig ausschließen, hin- und herfliegen.“
Nun ist es 61 Jahre her, dass Sylvia Plath gestorben ist. Sie verabschiedete sich im Februar 1963 aus ihrem Leben.
„Ihre Gedichte gelten als Confessional Poetry (Bekenntnislyrik), und auch in ihrer Prosa verarbeitete sie autobiografische Erlebnisse wie einen Suizidversuch oder die Beziehung zu ihrem Ehemann Ted Hughes“, so wird es bei Wikipedia treffend auf den Punkt gebracht.
Librivox ist eine Bibliothek „frei“ zugänglicher Hörbücher (Public Domain). Engagierte können mitmachen, auch in der Rolle als Sprechende. Gegen 4000 Aktive zählt die Bibliothek bislang. Librivox wurde bereits 2005 in Kanada gegründet. 85% der Audio-Bücher sind in Englisch aufgenommen, zurzeit dürften es insgesamt gegen 20000 Aufnahmen sein.
Selbstverständlich hängt die Qualität des Audio-Books zentral von dem/der Sprecher:in ab. Meine Erfahrung ist, dass es dabei grosse Unterschiede gibt. Aber es macht Freude, sich in der Audio-Bibliothek umzuhören. Beliebtes Demo-Beispiel: Audio-Books mit Kafka-Texten. Von Kafka gibt es auch einiges in deutscher Sprache
Heute hat Milena Jesenská Geburtstag (1896). Sie war Autorin und Journalistin, bekannt geworden ist sie auch als Kafkas Freundin („Briefe an Milena“). Sie war Franz Kafkas „zweite grosse Liebe“, wie es beim Text über sie im Kafka-Museum heisst. Ihr Vater hat sie wegen eines Liebesverhältnisses mit dem jüdischen Bohemien Ernst Polak in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Aus der Klinik entlassen, heiratete sie Polak (Quelle: Wikipedia, 10.8.2023) Zur Zeit, als sich die Ehe zu Polak „aufzulösen“ begann, lernte sie Kafka kennen.
„Wenn man zwei oder drei Menschen hat, aber was sage ich denn, wenn man nur einen einzigen Menschen hat, dem gegenüber man schwach, armselig und zerknirscht sein darf und der einem dafür nicht weh tut, dann ist man reich.“
Sie kämpfte gegen die Nazis und wurde 1939 nach Ravensbrück verschleppt. Dort starb sie am 17.5.1944.