Hörbücher frei zugänglich

Librivox ist eine Bibliothek „frei“ zugänglicher Hörbücher (Public Domain). Engagierte können mitmachen, auch in der Rolle als Sprechende. Gegen 4000 Aktive zählt die Bibliothek bislang. Librivox wurde bereits 2005 in Kanada gegründet. 85% der Audio-Bücher sind in Englisch aufgenommen, zurzeit dürften es insgesamt gegen 20000 Aufnahmen sein.

Selbstverständlich hängt die Qualität des Audio-Books zentral von dem/der Sprecher:in ab. Meine Erfahrung ist, dass es dabei grosse Unterschiede gibt. Aber es macht Freude, sich in der Audio-Bibliothek umzuhören. Beliebtes Demo-Beispiel: Audio-Books mit Kafka-Texten. Von Kafka gibt es auch einiges in deutscher Sprache

Peter Gross gestorben

Peter Gross hatte 1989 bis zu seiner Emeritierung 2006 den Lehrstuhl für Soziologie an der Universität St. Gallen inne. Von 1996 bis 1998 war er Dekan der Volkswirtschaftlichen Abteilung. Mit seinen Arbeiten zur „Multioptionsgesellschaft“ (Buch, 1996 erschienen, 10. Auflage 2005) ist er über den soziologischen Dunstkreis hinaus bekannt geworden. In den Siebziger Jahren engagierte sich Peter Gross während acht Jahren für die Sozialdemokraten im Thurgauer Kantonsrat.

2015 erschien sein „persönlichstes“ Buch: „Ich muss sterben – im Leid die Liebe neu erfahren“. Es beschäftigt sich mit dem Sterben seiner Frau Ursula. 2016 wurde Gross mit dem Grossen Kulturpreis der St. Galler Kulturstiftung ausgezeichnet.

Durch meine Tätigkeit in St. Gallen (FHS St. Gallen) habe ich ihn öfters im direkten Kontakt erlebt. Denke gerne daran zurück.

Bourdieus feiner Unterschied

„So macht uns die Soziologie paradoxerweise frei, indem sie uns von der Illusion der Freiheit befreit.“

Bourdieu, 2002 in Paris 71-jährig gestorben, war Soziologe, dessen Werk gewichtig nachwirkt. Er gehört zu den einflussreichsten seines Fachs. Ab 1981 war er Professor am renommierten Collège de France. In dieser Zeit war er zudem als Experte für François Mitterrand tätig. Bourdieu nahm zu politischen Fragen immer wieder Stellung, bereits im Kontext seiner frühen Algerien-Studien.

„Auch kulturelle Güter unterliegen einer Ökonomie, doch verfügt diese über ihre eigene Logik.“

„Geschmack ist nicht etwas Zufälliges und Subjektives im Sinne von: über Geschmack lässt sich nicht streiten, sondern Geschmack bedingt einen bestimmten Lebensstil.“

„Die feinen Unterschiede“ gehört zu den Meilensteinen der Soziologie, insbesondere wegen der theoretisch gerahmten empirischen Perspektive. Bourdieu arbeitete im Verlaufe seiner wissenschaftlichen Karriere mittels qualitativer und quantitativer Forschungsmethoden. In Erinnerung bleibt er als Soziologe des „feinen Unterschieds“…

Stichworte wie „soziales Feld“, „Kapitalsorten“, „Habitus“ usw. verweisen unter anderem auf sein Werk und gehören heute in das „Lehrprogamm“ unterschiedlicher Fachrichtungen.

Witold Pilecki

Von einem Menschen nur ist bekannt, dass er sich freiwillig ins KZ Auschwitz einschleusen lies: Witold Pilecki. Er organisierte in Auschwitz den Widerstand der Häftlinge und informierte die Aussenwelt über die Gräueltaten. Als Mitglied der „Geheimen Polnischen Armee“ war er für die Organisation des Widerstandes gegen das Nazi-Regime zuständig. Nach 945 Tagen im Lager (Quelle Wikipedia, 26.4.2023) flüchtete er aus Auschwitz. Er wollte die Aufdeckung seiner Mission verhindern. Die Flucht gelang, weil er sich zuvor in einen Aussenbetrieb des Lagers, eine Bäckerei, versetzen lassen konnte.

Auschwitz: „Hier wurden mir die ersten zwei Zähne ausgeschlagen, weil ich das Schild mit meiner Häftlingsnummer in der Hand hielt und nicht zwischen den Zähnen…“ (Quelle MDR-Doku, 17.1.2023)

Nach dem Krieg setzte er sich für die Aufdeckung sowjetischer Gräueltaten ein und wurde schliesslich im sowjetisch besetzten Polen zum Tod verurteilt. Am 25. Mai 1948 würde er hingerichtet. Postum wurde er mehrfach geehrt.

Ordnung des Konflikts

Ende Woche nun starte ich das Seminar „Ordnung des Konflikts“, eine Einführung in Theorien des Konflikts. Das Seminar ist Teil des Lehrgangs Mediation (CAS), der im Euregio-Verbund (Bodensee) angeboten wird. Dieser wiederum ist Teil des Masterstudiums Psychosoziale Beratung. Der Lehrgang wird bereits in der 16. Ausgabe durchgeführt, am 14.9.2023 startet die 17. Durchführung

Speziell an diesem Lehrgang ist unter anderem, dass auch soziologische Perspektiven zum Zug kommen. Schwerpunkte sind: Familienmediation, Konfliktmanagement in Unternehmen sowie im Gemeinwesen.

Mediation ist ein strukturiertes Verfahren zur Erreichung eines Interessenausgleichs bei (in der Regel fortgeschrittenen) Konflikten.

Mediation orientiert sich an Grundsätzen und umfasst ein definiertes Verfahren sowie ein spezielle Methodik.

Die Rolle der Mediatorin oder des Mediators ist vordefiniert. Diese Fachperson ist allparteilich und für die Gestaltung des Mediationsverfahrens zuständig. Sie greift nicht inhaltlich in den Konflikt ein, auch nicht mit „gutem Rat“. Die Regie diesbezüglich bleibt bei den Beteiligten.

Einführungstext zum Lehrgang